Die Aufrechterhaltung der Trinkwasserhygiene in einem Gebäude ist eine Herausforderung. Das kalte Wasser aus dem städtischen Wassernetz gelangt in das Gebäude und fliesst durch ein komplexes Netz von Rohren mit geringen Abmessungen über einen langen Zeitraum in einem erhöhten Temperaturbereich. Diese Bedingungen bergen ein Risiko für die Vermehrung von Keimen (Legionellen-Bakterien) und können eine Gefahr für die menschliche Gesundheit darstellen.
Legionellen im Trinkwasser
Die Zahl der weltweit erfassten Legionellenerkrankungen steigt zunehmend. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft Legionellen als die Bakterien ein, die von allen durch Wasser übertragenen Krankheitserregern die höchste Gesundheitsbelastung verursachen.
Was sind Legionellen?
Legionellen sind Umweltbakterien, die weltweit auftreten. Sie kommen in der Natur vor, zum Beispiel in Oberflächengewässern oder im Grundwasser. Legionellen können in geringen Konzentrationen im Trinkwasser vorhanden sein. Wenn die Bedingungen für die Legionellen günstig sind, vermehren sie sich exponentiell und können ab einer bestimmten Konzentration für den Menschen gefährlich werden.
Es gibt verschiedene Arten von Legionellen, jedoch ist bei über 90% aller schweren Legionelleninfektionen der Typ "Legionella pneumophila, Serogruppe 1" der Verursacher.
Welche Gefahr geht durch Legionellen aus?
Legionellen sind pathogene Bakterien, was bedeutet, dass sie beim Menschen Krankheiten verursachen können. Die Infektion wird durch das Einatmen von Wassertröpfchen (Aerosolen) verursacht, die Legionellen enthalten, u.a. beim Duschen. Legionellen können eine schwere Lungenentzündung (Legionärskrankheit) verursachen, die für immungeschwächte Personen tödlich sein kann. Einen ungefährlicheren Krankheitsverlauf hat das Pontiac-Fieber. Es zeichnet sich durch grippeähnliche Symptome aus und klingt in der Regel nach wenigen Tagen wieder ab.
Wie hoch ist das Legionellen-Risiko im Gebäude?
Grundsätzlich sind die Legionellenkonzentrationen im Trinkwasserversorgungsnetz aufgrund der niedrigen Temperaturen eher gering. Im Gebäude wird das Trinkwasser jedoch erwärmt (Kalt- und Warmwasser) und verbleibt dort teilweise über einen längeren Zeitraum. Unter diesen Bedingungen können sich Legionellen schnell vermehren (exponentielles Wachstum) und hygienisch relevante Konzentrationen erreichen.
Grundlagen der Trinkwasserhygiene im Gebäude
Um eine nachhaltige Trinkwasserhygiene zu gewährleisten und die Legionellenvermehrung zu verhindern, müssen verschiedene Aspekte berücksichtigt werden.
Wie kann dies bei der Planung und dem Bau eines Gebäudes umgesetzt werden?
Verwendung von hygienisch konformen Materialien
Der Kontakt von Materialien mit Trinkwasser kann zu einer Migration von Stoffen führen. Dies kann eine geschmackliche bzw. geruchliche Veränderung des Trinkwassers, eine chemische Veränderung und auch eine mikrobielle Veränderung (sofern Stoffe den Mikroorganismen als Nahrung dienen) zur Folge haben.
Alle in der Trinkwasserinstallation verwendeten Werkstoffe, Rohre, Rohrleitungsteile, Armaturen und Apparate sowie die erforderlichen Hilfsmittel müssen daher den national geltenden gesetzlichen Hygieneanforderungen entsprechen. Es wird empfohlen, zertifizierte Produkte gemäss international gültigen Produktnormen zu verwenden.
Wichtig für eine nachhaltige Trinkwasserhygiene ist die Minimierung von Korrosion, da korrodierte Oberflächen Nischen für die Einnistung von Mikroorganismen bieten und Korrosionsprodukte zur Bildung von Ablagerungen führen können, die die Hydraulik verändern. Des Weiteren verhindern korrosionsbeständige Materialien den Abrieb von Mikroplastik während des Betriebs einer Trinkwasserinstallation.
Armaturen & Rohrleitungssysteme von GF:
- Sind konform mit den hygienischen Anforderungen
- Sind dank ihren hochwertigen Materialien sehr langlebig
Normen und Regelwerke beachten
Trinkwasserinstallationen können über ihren gesamten Lebenszyklus sicher und hygienisch betrieben werden, wenn die Normen und Regelwerke für Planung, Bau und Betrieb eingehalten werden.
Die Werke definieren den Stand der Technik, sorgen für Sicherheit sowie Komfort und schützen vor den Folgen einer mikrobiell kontaminierten Trinkwasserinstallation.
Bedarfsgerechte Dimensionierung
Das Rohrleitungssystem und der Warmwasserspeicher müssen auf die entsprechende Nutzung ausgelegt werden. Bei überdimensionierten Rohren besteht die Gefahr, dass in der Mitte des Rohres nur eine laminare Strömung auftritt und das Wasser an den Rohrwänden nicht ausgetauscht wird.
Rohrleitungssysteme mit einem vollen Rohrquerschnitt, wie JRG Sanipex, JRG Sanipex MT und INSTAFLEX ermöglichen die Verwendung kleinstmöglicher Dimensionen. Dies minimiert den Wasserinhalt in der Trinkwasserinstallation, so dass ein vollständiger Austausch des Volumens in den Leitungen schneller erfolgen kann.
Unsere Experten unterstützen Sie gerne bei der Planung der Rohrdimensionierung für Ihr Projekt.
Toträume vermeiden
Wir empfehlen den Einsatz eines Rohrleitungssystems mit einer totraumfreien Verbindungstechnik und totraumfreien Armaturen, denn in Toträumen stagniert das Trinkwasser. Es bildet sich Biofilm, in dem sich pathogene Bakterien wie Legionellen vermehren können.
Die GF Piping Systems Bördelklemmverbindungstechnik, die in den Rohrleitungssystemen JRG Sanipex und JRG Sanipex MT erhältlich ist, wurde vom Fraunhofer Institut wissenschaftlich geprüft, um sicherzustellen, dass sämtliche Verbindungsstellen die Sterilitätskriterien erfüllen. Der totraumfreie, volle Rohrquerschnitt bietet weitere Vorteile, darunter minimale Strömungsgeräusche und praktisch keine Druckverluste.
Auch die JRG Armaturen verfügen über eine totraumfreie Bauweise. Sie sind aus qualitativ hochwertigen Werkstoffen gefertigt, die höchsten Hygieneanforderungen entsprechen.
Problematisch sind auch Totleitungen wie beispielsweise Zapfstellen, welche nicht mehr oder nicht wie ausgelegt, genutzt werden. Sie müssen stillgelegt und zurückgebaut werden, da sie nicht mehr am Wasserfluss des Netzes teilnehmen. Verkeimungen, die in toten Rohren auftreten können, verunreinigen auch die Hauptleitung entgegen der Fliessrichtung.
Korrosion minimieren
Korrosionsrückstände bilden einen idealen Nährboden für Legionellen. Bei der Planung der Trinkwasserinstallation sind deshalb korrosionsbeständige Materialien vorzuziehen. Rohrsysteme aus Kunststoff gelten als besonders resistent gegenüber Korrosion.
Unsere Kunststoffrohrleitungssysteme für Trinkwasserinstallationen:
Qualitativ hochwertige Rotguss- und Edelstahl-Bestandteile gewährleisten die Korrosionsbeständigkeit unserer JRG Armaturen.
Sauberkeit bei den Arbeiten
Hygienisch einwandfreie Lagerung und Verarbeitung sind die Grundlage einer sicheren Trinkwasserinstallation. Bei der Installation eines Trinkwassersystems kann es durch unsachgemässe Lagerung oder Behandlung der Produkte zu Verunreinigungen kommen. Verunreinigungen auf Oberflächen, die mit dem Wasser in Berührung kommen, können eine bedeutende Nährstoffquelle für Mikroorganismen darstellen. Um eine Verunreinigung zu vermeiden, sollten diese Oberflächen durch geeignete Verpackungen geschützt werden. Zudem müssen alle verwendeten Werkzeuge stets sauber gehalten werden.
Produkte von GF für die Trinkwasserinstallation verfügen über:
- Hygienisch einwandfreie Verpackungen
- Möglichst nachhaltiges Verpackungsdesign und -materialien
Hydraulischer Abgleich
Ein Trinkwassersystem mit einer zentralen Warmwassererzeugung ist hydraulisch abzugleichen, um zu gewährleisten, dass die hygienisch geforderte Warmwassertemperatur von 55 °C an keiner Stelle der Installation unterschritten wird. Um den manuellen Aufwand eines hydraulischen Abgleichs zu reduzieren, hat GF Piping Systems das Hycleen Automation System entwickelt.
Das Hycleen Automation System steuert und kontrolliert den hydraulischen Abgleich kontinuierlich auf höchst effiziente Weise. Die ganzheitliche Lösung kombiniert Sensoren und digitalisierte Ventile, die mit einer zentralen Mastereinheit verbunden sind. Mit dem Master wird der hydraulische Abgleich täglich automatisch kontrolliert und optimiert.
Hydraulischer Abgleich mit dem Hycleen Automation System
Sicherstellung eines permanenten temperaturbasierten hydraulischen Abgleichs
Nachweisliche Erfüllung der normativen Vorschriften durch Dokumentation
- Regelmässige Funktionsprüfung und Reinigungsprozess der Zirkulationsventile
- Zentrale Bedienung über den Hycleen Master oder via cloudbasiertem Fernzugriff
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Hygienespülung
Je länger die Verweilzeit des Wassers in der Trinkwasserinstallation ist (Stagnation), desto höher ist das Risiko, dass sich die darin vorhandenen Legionellen und andere Mikroorganismen vermehren können. Das Wasser in den Warm- und Kaltwasserleitungen muss daher in der gesamten Trinkwasserinstallation regelmässig ausgetauscht werden, um hohen Bakterienkonzentrationen langfristig entgegenzuwirken. Ist eine regelmässige Nutzung nicht möglich, z.B. in Hotels oder Sportanlagen, kann eine automatische Spülung die Hygiene sicherstellen.
Das Hycleen Automation System ermöglicht eine automatische Spülung von Kalt- und Warmwasserleitungen in Abhängigkeit von Temperatur, Zeit oder Verbrauch. Jeder Spülprozess wird aufgezeicnet und protokolliert.
Hygiene-Spülung mit dem Hycleen Automation System
- Bedarfsgerechter Wasseraustausch in Abhängigkeit vom effektiven Wasserverbrauch
- Spülen bei Erreichen von hygienekritischen Temperaturen oder nach bestimmten Zeitintervallen
- Dokumentation jeder Spülsequenz
- Zentrale Bedienung über den Hycleen Master oder via cloudbasiertem Fernzugriff
Kalkablagerungen und Inkrustierungen vermeiden
Kalkablagerungen und Inkrustierungen in Rohrleitungen und Warmwasserspeichern haben einen unterstützenden Effekt dafür, dass sich Mikroorganismen dauerhaft ansiedeln und unkontrolliert stark vermehren. Ursache dafür ist, dass durch die Ablagerungen der einwandfreie Betrieb der Anlage nicht mehr sichergestellt werden kann. Zudem beeinträchtigt eine Kalkschicht im Wärmeerzeuger die Wärmeübertragung auf das Trinkwasser und verschlechtert damit die Energieeffizienz erheblich. Im schlimmsten Fall kann dies auch zu hygienisch bedenklichen Temperaturen führen.
Ein präventiver Kalkschutz ist bei kalkhaltigem Trinkwasser somit nicht nur wegen den technischen Vorteilen (Energieeffizienz), sondern auch wegen der Trinkwasserhygiene wichtig.
Wie kann die Trinkwasserhygiene langfristig gesichert werden?
Regelmässige Zustandskontrolle
Während des Betriebs muss die mangelfreie Funktionsfähigkeit der Installation regelmässig überprüft werden. Der Betreiber einer Trinkwasserinstallation ist dafür verantwortlich, dass dies geschieht.
Wird eine Installation anders genutzt als ursprünglich vorgesehen (bestimmungsgemässer Betrieb nach Normen & Regelwerken), muss ein Fachbetrieb hinzugezogen werden, um das Trinkwassersystem an die veränderten Bedingungen anzupassen. Kontaktieren Sie uns für weitere Informationen, unsere Experten unterstützen Sie gerne.
Konsequente Instandhaltung
Zur Aufrechterhaltung der Betriebssicherheit sind regelmässige Kontrollen und die Instandhaltung aller Apparate, wie z. B. Wasserwärmer, sowie der Leitungs- und Entnahmearmaturen, notwendig. Auf diese Weise können Mängel ausgeschlossen und Gefahren vermieden werden.
Legionellenbeprobung durchführen
Um zu überprüfen, ob eine einwandfreie Trinkwasserqualität gewährleistet ist, sollten bzw. müssen je nach Art des Gebäudes regelmässig Proben genommen werden. Diese müssen nach den geltenden Vorschriften von einer Fachperson an aussagekräftigen Probenahmestellen durchgeführt werden. Anschliessend wird eine Legionellenanalyse in einem akkreditierten Labor vorgenommen. Um eine ordnungsgemässe Probenahme zu gewährleisten, ist ein Probenahmeventile zwingend erforderlich.
Die Probenahmeventile sollten so konstruiert sein, dass sie desinfizierbar/abflammbar sind und sich bei der Wasserentnahme keine Aerosole bilden.
Intervention durch Desinfektion
Werden bei der Beprobung des Trinkwassers Überschreitungen der geltenden Legionellen-Grenzwerte oder anderer Pathogene festgestellt, ist dies in der Regel auf die Vernachlässigung der präventiven Massnahmen zurückzuführen. Eine Intervention soll, wenn notwendig, minimal gehalten und nur als letzte Möglichkeit eingesetzt werden. Hier kommen die Möglichkeiten der thermischen oder chemischen Desinfektion ins Spiel. Für eine erfolgreiche und nachhaltige Desinfektion ist es notwendig, die Ursache und den Ort der Verunreinigung genau zu kennen. Ausserdem sollte die Durchführung gemäss den national geltenden Richtlinien erfolgen.